Der Gärtnertisch
An einem grauen Nachmittag, klingeln wir am Haus von Nikki und Michel. Nikki öffnet uns die Tür und begrüßt uns herzlich. Es fühlt sich drinnen gleich warm und gemütlich an. Die Katze kommt neugierig schauen und zwei Kater faulenzen auf dem Sofa. „Michel kommt auch gleich. Er hatte noch viel zu tun”, erzählt Nikki, während sie uns warmen Tee einschenkt. Kurz darauf kommt Michel herein und schiebt seinen Stuhl an den Holztisch. Michel nennt ihn den Gärtnertisch. „Früher hat man seine Besprechungen nicht im Büro abgehalten, sondern an so einem Holztisch in der Küche.“ Wir sind uns gleich alle einig, dass es sich an diesem auch viel besser reden lässt.
Tulpenmann & Jurist
Wir fragen ob sein Background mit Blumen zu tun hat. Michel: „Ich bin im Norden von Nordholland aufgewachsen, also mitten in den Tulpenfeldern. Nach meinem Studium der Betriebs- und Konsumwissenschaften in Wageningen habe ich gemeinsam mit meinen Partnern Dirkjan und Michiel die Firma Haakman Flowerbulbs gegründet. Wir haben weltweit Tulpenzwiebeln für die Treiberei exportiert. 2010 haben wir die Tochterfirma H&M Flowers ins Leben gerufen. Ein komplett unabhängiges Unternehmen für das Treiben von Tulpen.” Die Wurzeln der Brabanterin Nikki liegen nicht in der Blumenbranche. Nikki: „Ich habe einen Master in Strafrecht und ein abgeschlossenes Jurastudium. Aber das war nicht der Weg, den ich weiter einschlagen wollte.” Zu Hause am Gärtnertisch entstand dann die Idee für 24Flower.
Pop up-Stores
24Flower wurde gestartet mit vier Pop up-Stores, im Herzen der Innenstadt von Amsterdam. Die frisch aus der Gärtnerei stammenden Blumen hingen an Kleiderständern, mit den Stielen im Wasser. Mit Hilfe eines Farbcodesystems, wollten Nikki und Michel den Konsumenten über die Frische ihrer Produkte aufklären und den entsprechenden Preis dazu hängen. Ein transparentes Verkaufskonzept. Nikki berichtet: „Vierundzwanzig Tulpen mit einem grünen Etikett waren die frischesten, hielten noch etwa zehn Tage und kosteten zehn Euro. Vierundzwanzig Tulpen mit einem orangefarbenen Etikett kosteten vier Euro und der Konsument konnte noch vier Tage Freude daran haben. Insgesamt gab es fünf Preis/Frische-Kategorien. Jeden Tag wurden die Etiketten und der Preis für den Strauß Tulpen angepasst und die Kunden konnten selbst entscheiden, wie frisch die Blumen sein sollten und wie hoch der Preis.” Als wir uns begeistert zum Look der Verpackung äußern, ergänzt Michel: „Man kennt das doch, dass man mit einem unhandlichen großen Tulpenstrauß über die Straße läuft oder wackelig auf dem Rad sitzt. Die nachhaltige Verpackung wurde so entworfen, dass man sie gut tragen oder an den Fahrradlenker hängen kann. Dank der zwei Henkel ist es eine nachhaltige Tasche mit Tulpen. Auch eine gute Ausgangsbasis, um die Blumen direkt zu verschenken.”
Vom Pop up-Shop zum Webshop
Als Nikki und Michel feststellten, dass die Pop up-Stores eine Erfolg waren, übertrugen sie das Konzept auf einen Online-Shop. Nikki: „Zuerst konnte man online einzelne Tulpen aus der eigenen Gärtnerei kaufen, wo sie auf Wasser getrieben worden waren. Inzwischen haben wir (wenn die Jahreszeit es zulässt) das Sortiment um Gerbera, Pfingstrosen, Lilien und Ranunkeln erweitert. Wir hoffen in Kürze auch Rosen anbieten zu können. Dafür haben wir sorgfältig einige Produzenten ausgewählt, die Blumen ebenfalls auf nachhaltige Art und Weise kultivieren.”
Wie funktioniert es online?
Die Produkte werden als Briefsendung (12 Blumen) oder Postpaket (24 oder 48 Blumen) in einem hübschen Karton zugestellt. Der Kaufprozess funktioniert online recht einfach. Man entscheidet sich für eine Blumenart, die Farbe und die Menge. Dann kann man noch eine E-Grußkarte ausfüllen. Oder sogar eine Videobotschaft senden. Man gibt an, ob man die Blumen nach Hause, als Überraschung oder ins Büro bringen lassen möchte. Und der letzte Schritt ist, dass man den Tag der Lieferung angibt. Und voilà, die Blumen werden in der Gärtnerei geschnitten und machen sich auf den Weg an ihren Bestimmungsort. Michel: „Es kann sein, dass sich die Blumen nach der Lieferung kurz erholen müssen. Sie haben eine ganz schöne Reise hinter sich, und es ist genau wie bei Menschen: Man muss sich in einer neuen Umgebung erst einmal akklimatisieren. Das gilt auch für Blumen. Einmal in die Vase gestellt, erholen sie sich in kurzer Zeit. Und dann haben sie eine Haltbarkeitsgarantie von 10 Tagen.”
Auch in Deutschland
„In den Niederlanden gibt es den Webshop schon eine Weile. In Deutschland haben wir unseren Online-Shop im November eröffnet.” Als wir fragen, welche Pläne sie noch haben, erzählt Nikki: „Wir sind ständig damit beschäftigt nach guten Chancen, Möglichkeiten und Kooperationen zu suchen. So unterstützen wir zum Beispiel „Free a Girl” und wir sind gerade dabei, eine neue Idee zu entwickeln. Sobald diese konkrete Formen annimmt, werden wir natürlich gern mehr darüber erzählen.” Zwei Tassen Tee und einiges Gebäck später stellen wir fest, wie die Zeit am Gärtnertisch verflogen ist. Wir nehmen Abschied von dem ambitionierten und kreativen Unternehmerpaar. Und irgendetwas sagt uns, dass wir bestimmt noch mehr von Nikki und Michel sehen und hören werden. Denn wo Blumen sind, sind auch Nikki und Michel.